Veröffentlichung AllMBl. 2010/04 S. 109 vom 29.04.2010

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Maiaufruf: Mit gelebter Solidarität die Krise überwinden
 
Die Finanz- und Wirtschaftskrise ist eine Herausforderung für unsere gesamte Gesellschaft. So schwerwiegend die Krise aber ist: Bayern hat nach wie vor bundesweit die beste Arbeitsmarktbilanz, bei uns besteht das geringste Risiko, in Armut leben zu müssen.
 
Mit vereinten Kräften konnten wir in Bayern in den letzten Monaten die Wucht der Krise zu einem wesentlichen Teil abfangen. Alle Beteiligten, die Unternehmer, Arbeitgeber der Wirtschaft und des Handwerks, sowie die Gewerkschaften, haben gemeinsam nach sozialverträglichen Lösungen gesucht. Mit der Kurzarbeit haben wir Arbeitgebern Möglichkeiten geboten, ihre Mitarbeiter zu halten und eine Brücke durch die Krise gebaut. Weil dieses Instrument so gut angenommen wurde, ist es uns gelungen, die Auswirkungen der Krise auf die Arbeitnehmer abzufedern. Arbeitsplätze konnten in großer Zahl erhalten werden. Darüber hinaus haben wir zielgerichtete Maßnahmen speziell für die Regionen entwickelt, die unter extremen strukturellen Problemen leiden. Mit einem Programm für die Region Nürnberg und Fürth unterstützen die Kommunen vor Ort und der Freistaat Bayern von Langzeitarbeitslosigkeit betroffene Familien. Wir verfolgen dabei eine Doppelstrategie: Wir wollen die Eltern aus der Langzeitarbeitslosigkeit herausholen und zugleich ihren Kindern eine Perspektive geben. Kinder sollen ihre Eltern nicht am „Tropf des Staates“ erleben, sondern als eigenverantwortliche Persönlichkeiten, die ihren Beitrag leisten.
 
Nachhaltige Perspektiven für alle Menschen in Bayern – das ist auch im 21. Jahrhundert das Ziel der bayerischen Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik. Dieses Ziel steht über allen Einzelmaßnahmen. Klar ist: Wer sich zurücklehnt, wird keinen Erfolg haben. Auf finanzielle Unterstützung der Solidargemeinschaft zu warten: Das reicht nicht aus. Perspektiven eröffnen sich dem, der aktiv am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben teilnimmt. Jede und jeder Einzelne ist gefragt. Vor allem müssen wir die Familie, die Kinder in den Blick nehmen. Hier liegt unsere Zukunft. Kinder optimal fördern bedeutet insbesondere die wichtigsten, weil für sie unersetzbaren Personen, ihre Eltern, unterstützen. Wir müssen es Eltern leicht machen, ihre Aufgabe zum größten Wohle der Kinder zu bewältigen. Dazu gehört, dass wir Eltern begeistern und stärken. Die Arbeitgeber etwa mit familiengerechten Arbeitsbedingungen und die Kommunen durch die Bereitstellung von bedarfsgerechten, qualitätsorientierten Betreuungsangeboten für Kinder aller Altersklassen. Familienverantwortung zu übernehmen muss gesellschaftlich anerkannter werden und sich für junge Eltern positiv auf das berufliche Fortkommen auswirken. Bund und Freistaat Bayern unterstützen die Kommunen kräftig bei ihren Aufgaben, etwa durch massive Investitionen in den Ausbau der Kindertagesbetreuung. Auch die freiwillige Förderung eines günstigen Mittagessens für bedürftige Kinder an Ganztagsschulen durch den Freistaat Bayern setzt ein wichtiges Zeichen.
 
Der Schlüssel zu einer erfolgreichen beruflichen Zukunft ist eine fundierte Ausbildung. Die Krise hat erfreulicherweise keine Auswirkungen auf dem bayerischen Ausbildungsmarkt hinterlassen. Die bayerischen Unternehmen wissen, dass hinter erfolgreichen Unternehmen gut ausgebildeter Fachkräftenachwuchs steht. Auch kontinuierliche Weiterbildung ist ein Top-Thema für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Wer lebenslang lernt und sich regelmäßig weiterbildet, hat beste Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt. Und gute Mitarbeiter, die sich regelmäßig weiterbilden, sind und bleiben der entscheidende Wettbewerbsvorteil von Unternehmen!
 
Wir wissen, dass der Arbeitsmarkt in der nächsten Zeit noch unter dem Einfluss der Krise stehen wird. Arbeit zu erhalten und zu schaffen für die Menschen in unserem Land – das bleibt die große Herausforderung. Hier dürfen wir alle in unseren Anstrengungen nicht nachlassen. Jede und jeder Einzelne ist gefordert. Aber ich bin zuversichtlich. Bayern ist stark. Wir haben in Bayern eine hohe Geschlossenheit aller gesellschaftlichen Kräfte, die Eigenverantwortung schätzt und fördert, aber bedürftige Menschen auch zielgenau unterstützt. Mit dem Nachtragshaushalt 2010 setzt die Bayerische Staatsregierung in den Bereichen Soziales, Familie und Arbeit deutliche Impulse. Mit der Leistungsstärke der Menschen in Bayern und unserer gelebten Solidarität werden wir den wirtschaftlichen Aufschwung schaffen und gleichzeitig die hohen und verlässlichen sozialen Standards, die die bayerische Lebensqualität mitprägen, erhalten.
 
Christine Haderthauer
Bayerische Staatsministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen